Erfolgreich verkauft: Palais Auersperg

1080 Wien,Josefstadt

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Beschreibung

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts erstreckte sich an der Stelle des heutigen Palais der Rottenhof, ein landwirtschaftlich genutztes Areal. Auf ihnen konnte sich später die Vorstadt bzw. der Bezirk Josefstadt entwickeln. 1708 kaufte Ferdinand Karl Reichsgraf von Weltz den eigentlichen Rottenhof. Jedenfalls stand hier 1710 bereits ein größeres Gebäude. Nach seinem Tod veräußerten seine Erben den Besitz 1721 an den Marchese Girolamo Capece di Rofrano. Obwohl bereits seine Vorgänger hier Wohnbauten errichtet und einen Barockgarten angelegt hatten, gilt er als Schöpfer des Gartenpalais.

Man geht davon aus, dass das Palais Auersperg nach dem Entwurf von Johann Bernhard Fischer von Erlach oder Johann Lukas von Hildebrandt erbaut wurde. Zahlreiche Änderungen und Ergänzungen wurden um 1721 vom Baumeister Johann Christian Neupauer ausgeführt.

1777 erwarb Johann Adam Fürst Auersperg, damals Oberstkämmerer und Erblandmarschall von Tirol, das Palais. Auch er war ein Förderer der Musik. So fand die Wiener Erstaufführung von Mozarts Idomeneo unter der Leitung des Komponisten 1786 im Palais statt. Auch Joseph Haydns „Sieben Worte des Erlösers am Kreuze“ dürften 1787 hier uraufgeführt worden sein.

Die Auersperg restaurierten das Gebäude und legten großen Wert auf die Neuausstattung des Inneren im Stil des Klassizismus. Während des Wiener Kongresses fanden im Palais zahlreiche Feste und Empfänge statt. Nachdem auch die Repräsentationsräume neu ausgestattet worden waren, wurden diese 1856 mit einem Frühlingsball eröffnet, an dem auch Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth teilnahmen. Ab 1880 wurde die Fassade durch den Architekten Carl Gangolph Kayer neugestaltet.

1948 begann man mit dem zögernden Wiederaufbau des im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigten Gebäudes. Konsul Alfred Weiss, der Besitzer der Kaffeefirma Arabia, erwarb das nach wie vor stark vernachlässigte Palais 1953 und ließ es durch den Wiener Architekten Oswald Haerdtl wiederherstellen. Danach wurde es vom neuen Besitzer als eines der elegantesten Restaurants von Wien sowie als Veranstaltungsort genützt. Die schönen Repräsentationsräume dienen wieder als beliebtes Ambiente für Konzerte, Kongresse und Bälle. Jahre nach dem Tod von Konsul Weiss verkauften die Erben das Palais an die General Partners AG. Heute befindet sich die Liegenschaft im Eigentum der Auersperg Real Estate GmbH.

Das Palais Auersperg ist ein dreigeschossiger Bau mit 20 Fensterachsen an der, ursprünglich dem Glacis zugewandten, Straßenfront. Der neobarocke kuppelförmige Dachaufbau über dem Eckgebäude Lerchenfelderstraße/Auerspergstraße stammt ebenfalls aus dieser Zeit und vom gleichen Architekten. Er wurde mit einem Türmchen versehen, das an seiner Spitze den Fürstenhut der Auersperg trägt. Die Innenausstattung des Palais wurde mehrfach dem jeweiligen Zeitgeschmack angepasst, doch haben sich intarsierte Fußböden sowie einige Gobelins und Gemälde erhalten. Das Mobiliar wurde schon im 19. Jahrhundert in allen Räumen laufend erneuert, so dass man von keiner Originaleinrichtung sprechen kann. Die ehemalige Wagendurchfahrt wurde nach 1945 zu einer ovalen Halle umgestaltet. In Nischen stehen acht antikisierende Imperatorenbüsten. Von hier führt eine Treppe, die mit zwei barocken Wandbrunnen und vier Atlanten sowie mit zwei Nischenfiguren von Anton Fernkorn dekoriert ist, zu den Repräsentationsräumen im ersten Stock. An den Fensterbänken stehen Büsten österreichischer Herrscher. Sie sind mit 1853 bzw. 1854 datiert und mit Franz Högler bezeichnet. Die große Doppeltreppe zählt zu den schönsten Stiegenhäusern Wiens. Der ovale Festsaal wird heute als Rosenkavalier-Saal bezeichnet. Seine derzeitige Ausstattung erhielt er unter Fürst Johann Adam Auersperg. Seine kannelierten Doppelpilaster sind durch einen klassizistischen Fries verbunden. Henrici schmückte ihn mit antiken Kampf- und Fechtszenen. Der Saal wird vor allem für Konzerte und Ballveranstaltungen genutzt.

Die Wände des Kaiser-Saales sind mit ockerfarbenem Marmor ausgekleidet. Er ist mit Gemälden und einer Brüsseler Tapisserie (Auszug der Juden aus dem gelobten Land) aus dem 16. Jh. geschmückt. Zu den schönsten Innenräumen gehört der Maria-Theresien-Saal. Auf seinen Seidentapeten ist die griechisch-römische Götterwelt dargestellt. Die bereits stark beschädigten Tapeten wurden 1999 teilrestauriert. In den Ecken stehen zwei weiß-goldene Empireöfen mit aufgesetzten Vasen. Auch sie zeigen Szenen aus dem Olymp. Einer der beiden Öfen ist jedoch eine Attrappe und dient nur der Symmetrie. Der Blaue Salon wurde vermutlich um 1802 neugestaltet. Er wird heute Kronprinz-Rudolf-Saal genannt. Seine Luster und Empireöfen sind noch original. Der Rote Salon – heute als Musiksalon bezeichnet – wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verändert. Damals erhielt er seine Stuckdecke und das Deckengemälde. Die Bibliothek ist ein länglicher Raum, der seine Ausstattung um 1856 erhielt. Die neobarocken Bücherkästen reichen bis an die Decke. Diese weist zarte Stuckornamente auf.

Zwischen Bibliothek und Kronprinz Rudolf Saal befindet sich die kleine Loggia. Der um 1850 angelegte Wintergarten mit seinem Glas/Eisen-Dach wurde um 1955 durch Oskar Wladar neugestaltet.

Hinter dem Palais befindet sich ein Garten mit altem Baumbestand. Der einstige Barockgarten war wesentlich größer als heute und besaß Parkbauten, wie den „Tempel der Flora“, eine Grotte mit dem „römischen Grab“ und eine Orangerie. Vom Tempel hat sich nur mehr die Statue der Göttin Flora erhalten. Sie steht in einer Mauernische im Park. Auch ein Brunnenfragment mit einem Neptun-Kopf aus der ersten Hälfte des 18. Jh. hat überlebt. Im 19. Jh. wurde der Barockgarten in einen englischen Landschaftsgarten umgestaltet. Konsul Alfred Weiss beauftragte nach 1953 den Gartenarchitekten Viktor Mödlhammer mit der Neuanlage des in der Nachkriegszeit herabgekommenen Parks. Vinzenz Fürst Auersperg ließ 1864 auf seinem Gartengrundstück, das an die Lerchenfelderstraße grenzte, ein Ballhaus errichten. Seine Witwe Wilhelmine veranlasste die Umwandlung desselben in einen Bürobau, der an das k. k. Geometrische Institut vermietet wurde. Ihr Sohn Franz Josef Fürst Auersperg ließ einige Jahre später das Ballhaus wiederherstellen. Es wurde im Zweiten Weltkrieg ein Opfer von Fliegerbomben und musste abgetragen werden. Entlang der Mauer zur Trautsongasse erstreckt sich eine vom Ende des 18. Jahrhunderts stammende, aber später veränderte Orangerie.

(Quelle: https://www.stadt-wien.at/wien/sehenswuerdigkeiten/palais-auersperg.html , Stand 01.11.2021)